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MENSCH UND TIER AM industrie. Gleichzeitig werden alternative Ontologien
SERENGETI RESEARCH INSTITUTE: und sakrale Naturverständnisse der einheimischen
MANAGEMENT UND WISSENSCHAFTEN Bevölkerung im öffentlichen Bild der Serengeti
SAKRALISIERTER NATUR IN DER ZWEITEN marginalisiert.
HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS Das Projekt untersucht die Genese solcher sakralisie-
renden Zuschreibungen und die damit verbundenen
Bernhard Gißibl Strategien und Interessen. Es fragt nach den Konse-
2021–2024 gefördert als Teilprojekt B05 im quenzen dieser Idealisierungen für das Verständnis
Rahmen des DFGSonderforschungsbereichs 1482 des Raumes und analysiert die damit verbundenen
»Humandifferenzierung« (s.S. 62►) sowie unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens
ergänzend im LeibnizForschungsverbund und der Interaktion zwischen menschlichen und
»Wert der Vergangenheit« (s.S. 64f.►) nichtmenschlichen Akteuren in der Serengeti.
Im Zentrum des Interesses steht das 1965 als For-
schungsinstitut zur Untersuchung von Verhalten und
»Letzte Wildnis«, »Wiege der Menschheit«, »Fenster Ökologie der freilebenden Wildtiere im Nationalpark
zur Schöpfung« und der vermeintlich letzte Ort auf eingerichtete Serengeti Research Institute. Im Laufe
Erden, an dem sich der »Kreislauf des Lebens« der des Jahres 2023 wurde die Erschließung von Quellen
saisonalen Migration von Millionen von Huftieren beständen fortgesetzt, Ergebnisse in Vorträgen
noch ungestört abspielt: Der SerengetiNationalpark präsentiert und im Rahmen eines Aufsatzes bereits
im ostafrikanischen Tansania ist ein Ort der Super- publiziert.
lative und der Zuschreibungen ultimativer Wert-
haftigkeit. Die Sakralisierung von Natur geht in Link zum Sammelbandbeitrag »Wilderness, Deep
der Serengeti Hand in Hand mit den Interessen des Evolution, Circle of Life: Sacralizing Serengeti«:
internationalen Naturschutzes und der Tourismus URL: <https://doi.org/10.13109/9783666302459.241>
Akazienbaum in der Serengeti, Tansania.
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